„Ausgezeichnete“ Personalstrategie

Im Juni 2024 wurde das Abrechnungszentrum Emmendingen bereits zum dritten Mal mit dem Zertifikat „berufundfamilie“ ausgezeichnet. Das Zertifikat ist in Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels das Ergebnis der kontinuierlichen Beschäftigung mit der eigenen Personalpolitik und dem Ziel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für unsere Mitarbeitenden, erzählt Joachim Müller-Hürst, Personalleiter im Abrechnungszentrum Emmendingen:
 

„Der Prozess beim Audit „berufundfamilie“ ist mehrstufig und besteht aus der Aufnahme des Status quo, dem Strategieworkshop mit Beratern der Firma „berufundfamilie“ GmbH, dem Auditierungsworkshop, dem Managementgespräch und der Ausarbeitung einer spezifischen Zielvereinbarung. Das Audit ist sehr umfangreich und personalintensiv, da sämtliche Organisationseinheiten involviert sind, aber die Arbeit lohnt sich. Durch die Firma „berufundfamilie“ GmbH haben wir vom ersten Tag an eine umfassende professionelle Betreuung und wertvolle Beratung erhalten“.

Belohnt wird die Teilnahme an dem mehrstufigen Audit mit einem drei Jahre gültigen Zertifikat. Jährlich werden die bestehenden Maßnahmen überprüft. Das Zertifikat „berufundfamilie“ steht unter der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin Lisa Paus.

Was hat Sie dazu bewogen, das Abrechnungszentrum Emmendingen 2017 erstmals im Rahmen eines Audits von „berufundfamilie“ zertifizieren zu lassen?

Bereits im Jahr 2016 zeichneten sich die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt im Hinblick auf einen Arbeits- und Fachkräftemangel ab. Wir haben erkannt, dass wir die verschiedenen Lebensphasen und die damit verbundenen Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden noch stärker als bisher in den Fokus nehmen müssen, um als attraktiver Arbeitgeber unsere Mitarbeitenden langfristig binden und neue Arbeits- und Fachkräfte rekrutieren zu können. Daher haben wir uns auch intensiv mit dieser Zertifizierung beschäftigt und uns für die Teilnahme am Audit von „berufundfamilie“ entschieden.

Wie haben sich die bisherigen Audits auf das Abrechnungszentrum Emmendingen ausgewirkt? Was hat sich verändert?

Zu Beginn stand die Definition des Familienbegriffes im Vordergrund. Familie spiegelt bei uns insgesamt die Lebenswirklichkeit der Mitarbeitenden und deren Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben wider.

Rund 75 Prozent der Mitarbeitenden im Abrechnungszentrum Emmendingen sind weiblich. Auch der Anteil der weiblichen Führungskräfte im Abrechnungszentrum Emmendingen hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Es ist erkennbar, dass sich die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle auch positiv auf die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten von Mitarbeiterinnen im Abrechnungszentrum Emmendingen ausgewirkt hat. Mit der weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit ermöglichen wir die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben und es ist tendenziell feststellbar, dass auch der Wunsch zur Reduzierung der Arbeitszeit häufiger thematisiert wird. Aufgrund der Care-Arbeit, der Kinderbetreuung und der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger, ist dieser Wunsch häufiger bei den weiblichen als bei den männlichen Mitarbeitenden ausgeprägt.

Mit welchem Aufwand ist die erneute Bestätigung des Zertifikats verbunden? Und was nehmen Sie aus dem diesjährigen Audit für das Abrechnungszentrum Emmendingen mit?

Generell gehört es zu unseren Aufgaben, jährlich eine Planung einzureichen, in der wir über die Verfolgung und Umsetzung unserer Maßnahmen informieren. Auf diese Weise sehen die Auditoren der „berufundfamilie“ Service GmbH, wie wir unterwegs sind, um die vereinbarten Ziele zu erreichen.

Für die erfolgreiche Re-Auditierung wurden die bestehenden Maßnahmen genau überprüft. Im Zuge dessen beinhaltete das Audit „berufundfamilie“ zahlreiche Interviews mit Führungskräften, Sachbearbeitenden, Fachkräften und Auszubildenden des Abrechnungszentrums Emmendingen. Basierend auf diesen Erkenntnissen, haben wir eine Zielvereinbarung für die kommenden Jahre entwickelt.

In dieser haben wir auch das Thema geteilte Führung mit aufgenommen.  Damit die Übernahme von Führungspositionen für Mitarbeitende weiterhin attraktiv ist, möchten wir uns mit der geteilten Führung näher beschäftigen und unseren Mitarbeitenden entsprechende Angebote machen. Sofern sich zwei Mitarbeitende finden, die gemeinsam eine Stelle besetzen möchten, dann probieren wir es einfach aus. Daher werden offene Stellen seit rund zwei Jahren grundsätzlich nicht mehr nur in Vollzeit, sondern auch in Teilzeit ausgeschrieben.

Wir möchten uns künftig auch um das Re-Hiring, das ist die Rückgewinnung von ehemaligen Mitarbeitenden, kümmern. Eine gute Grundlage dafür sind die Austrittgespräche mit Mitarbeitenden, die wir vor einigen Jahren eingeführt haben. Diese Gespräche sind freiwillig und sind auch für den direkten Vorgesetzten ein nützliches Feedback. In den Austrittsgesprächen bieten wir den ausscheidenden Mitarbeitenden an, sich wieder bei uns zu melden. Auch in Zukunft möchten wir proaktiv auf ehemalige Mitarbeitende zugehen, sofern die ausgeschriebene Stelle gut zu ihnen passen könnte. Vorstellbar ist auch, Mitarbeitenden in Elternzeit einen stufenweisen Wiedereinstieg anzubieten.

Für ein besseres Verständnis für die sogenannte Generation Z und ihre Bedürfnisse haben wir einen Visionsworkshop mit unseren Auszubildenden und Studenten zu diesem Thema durchgeführt. Im Dialog haben wir erfahren, wie diese Generation sich selbst positioniert. Was sind ihre Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen? Unter welchen Rahmenbedingungen entscheiden sie sich für einen Arbeitgeber und was stärkt diese Bindung langfristig?

Auch im Bereich Personalentwicklung erarbeiten wir verschiedene Seminare und Workshops für Führungskräfte zu den unterschiedlichsten Schwerpunkten.

Neben der Unterstützung von Mitarbeitenden mit Kindern stehen auch die Kolleginnen und Kollegen mit pflegebedürftigen Angehörigen in unserem Fokus. An vier sogenannte Pflegelotsinnen können sich unsere Mitarbeitenden wenden, sofern sie Fragen rund um die Organisation der Pflege von Angehörigen und die Vereinbarkeit von Beruf und Care-Arbeit haben. Dafür wurden wir auch mit dem Otto-Heinemann-Preis für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ausgezeichnet, der unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums steht.

Was sind weitere Ziele der Re-Auditierung?

Mit unseren, im Rahmen der Re-Auditierung, entwickelten Maßnahmen, möchten wir attraktiver Arbeitgeber für potentielle neue Mitarbeitende sein. Insbesondere soll aber die Identifikation der bestehenden Beschäftigten mit dem Abrechnungszentrum Emmendingen weiter erhöht und die Bindung der Beschäftigten zum Abrechnungszentrum Emmendingen weiter gestärkt werden. Darüber hinaus möchten wir qualifizierten Mitarbeitenden Karrieremöglichkeiten aufzeigen und unsere Personalstrategie noch stärker auf die familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik ausrichten.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Müller-Hürst.